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St. Annen goes Africa (5)

Frisch gewaschen und gut durchgeimpft steht Oliver dann also vor mir, an diesem Tag im August und versucht zu lächeln. Das klappt nicht so supergut. Der Rollkoffer ist zum platzen voll. Gummihandschuhe, Schutzbrillen, Düfte, Farbstoffe, Spachtel, Klebeband, Scheren und Kugelschreiber nehmen schon den meisten Platz ein. Das bisschen Persönliches ist an den Rand gequetscht. Er wirkt nun doch etwas angespannt, obwohl er sich große Mühe gibt, locker zu sein. Aber es ist ja auch wirklich aufregend, so weit zu Reisen: Vom Bahnhof Melle nach Osnabrück, dann mit dem Zug nach Amsterdam, dann mit dem Flieger nach  London, dann 11 Stunden Flug bis nach Johannesburg, dann Viktoria Falls. Simbabwe, Binga.
Ich bringe ihn natürlich zum Bahnhof. Der Zug kommt. Er steigt ein. Monika vom „Welthaus" nimmt ihn in Empfang und ruft mir noch zu: „Alles Gute für dich.“ Die Tür schließt. Oliver winkt. Ich winke. Der Zug fährt ab. Weiter und weiter. Ich stehe am Bahnhof und es ist alles sehr still. Die Stille ist so, wie nur er sie hinterlassen kann.
Nach 36 Stunden Stille schellt endlich das Telefon. Oliver. Er ist gut angekommen.  Die Verbindung ist perfekt, so als würde er vom Nebenraum aus telefonieren. Ich spüre seine Stabilität. Das beruhigt mich. Alles ist gut. „Alles ist ein bisschen so, als wären wir in Afrika“, sagt er. „Elefanten, Giraffen, Affen, Krokodile. Alles fernsehreif. Schlaglöcher, selten andere Autos, viele Menschen auf der Straße mit Dingen auf dem Kopf, Hüttendörfer im Busch neben der Straße, Affen, Ziegen und Rinder, die die Straße überqueren.“ Und per Mail schreibt er: „Morgen werden wir um viertelvorzehn von Rosmary´s Fahrer abgeholt, da wir mit unserem Auto hier nicht in akzeptabler Zeit rauskommen und dann geht´s los. Da wollen wir uns das Jatropha doch mal vorknöpfen“.
Das Seminar läuft und wie mir scheint, läuft es gut. Oliver schreibt am Montagabend: “Die erste Seife ist gemacht und in der Form. Der Tag lief super und alle waren sehr begeistert. Tatsache ist erstmal: Die Manufaktur ist wunderschön und liegt auf einem traumhaften Grundstück. Atmosphärisch eine glatte 1 plus. Die Leute sind alle schwerst in Ordnung und Angeline total aufmerksam mit wachen Augen und schwerst interessiert und mit ihren 46 Jahren bereits Grandma (das nur so am Rande). Und jetzt mal Achtung: Sie setzt immer - also immer - die Lauge am Vorabend an und vermischt sie dann kalt geworden am nächsten Tag mit ebenfalls kaltem Jatrophaöl und gießt nach bereits einer Dreiviertelstunde die dann angedickte Seife in die Form!!! Sie hat noch NIE das Öl erwärmt. Wir haben es heute auf einem kleinen Holzfeuer erwärmt. Morgen machen wir die Seife so, wie sie sie immer macht. Ich bin gespannt. Also seifentechnisch lief es absolut super heute!“
Dienstag geht es im Seminar um Theorie und Papierkram: „Quality control, EU safty ruels, recipies, superfetting, documentation.“ Wie ist der Umgang mit den  Jatrophasamen? Wie wird das Öl gepresst? Wie wird es gelagert? Wie wird die Seife gefertigt und dokumentarisch erfasst? Wie wird Sie gelagert, katalogisiert. Wie können wir eine Sicherheitsbewertung erstellen? Wie ist das Öl mikrobiologisch zu bewerten wie die Seife?
Wie sind die hygienischen Bedingungen vor Ort? Gibt es Strom? Wasser? Gibt es Handschuhe? Schutzbrillen? Schürzen? Haarnetze? Die Frauen in Binga sind sehr aufmerksam und sehr bildungsbereit. „Diese Menschen wollen lernen“, sagt Oliver. „Das macht es einfach einfach.“
Mittwoch liegt der Formenbau an. Das Hauptthema lautet: „How to built a nice bar-form“. Und: „How to cut best nice pieces of soap.“ Die Seminartage sind lang und intensiv. Von 9.00 Uhr morgens bis abends 18.00. Lunch gibt es vom Holzfeuer. Beef und Kohl und Maisbrei. „Lecker und absolut essbar“, findet Oliver.


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